Seit dem Jahr 2023 organisieren die im Bahnhofsviertel ansässigen Gewerbetreibenden und Institutionen den Bahnhofsvierteltag OPEN VIERTEL, die Nachfolgeveranstaltung der bis 2019 von der Stadt Frankfurt am Main ausgerichteten Bahnhofsviertelnacht. Mit OPEN VIERTEL möchten die Initiatoren herrschende Vorurteile gegenüber dem Bahnhofsviertel abbauen und Frankfurter*innen, Reisenden und Tourist*innen die Vielfalt des Bahnhofsviertels aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis:
Exzessives Party-Event statt Straßenfest
Bis zum Jahr 2021 war die Stadt Frankfurt am Main verantwortlicher Organisator der Bahnhofsviertelnacht. Nach den beiden Pandemiejahren wollte der Magistrat dieses Event nicht weiter ausrichten. Dafür gab es mehrere Gründe: Ursprünglich fand das Stadtfest vor allem in Innenräumen wie Ateliers, Werkstätten oder Wohnungen statt. Im Laufe der Jahre wandelte sich jedoch die beschauliche Bahnhofsviertelnacht immer mehr zum Straßenfest mit über 50.000 Menschen.
Dafür mussten in den Abend- und Nachtstunden die Straßen abgesperrt werden, wofür der Magistrat entsprechend mehr privates Sicherheitspersonal und öffentliche Sicherheitskräfte benötigte. Das führte häufig zu schwer kalkulierbaren Zusatzkosten. So entstand im Jahr 2019 eine Kostenexplosion von ursprünglich 20.000 Euro auf beinahe 400.000 Euro, wovon allein das Sicherheitskonzept bis zu 280.000 Euro verschlang.
Nach Abschaffung der Bahnhofsviertelnacht wollten trotzdem alle, die sich bereits seit langem für ihren Stadtteil engagierten, die so entstandene Lücke wieder mit Leben füllen. In dieser Hinsicht war und ist der Gewerbeverein Treffpunkt Bahnhofsviertel e.V. mit der Initiative AUF INS VIERTEL! federführend.
Ursprünglich war die Bahnhofsviertelnacht eine reine Indoor-Veranstaltung, im Zuge derer Anwohner*innen und Anlieger*innen einmal jährlich Tür und Tor öffneten, damit Bewohner*innen, Touristen*innen und Gäste das Leben und Wirken in den Wohnräumen, Arbeitsplätzen, Ateliers, Läden, Werkstätten und Einrichtungen kennenlernen konnten. In den Anfangsjahren entwickelte sich während dieser zwanglosen Treffen zwischen den Anwohner*innen und Gästen so etwas wie eine atmosphärische Endlosschleife, die voll vibrierender, dynamischer Energie durchdrungen war. Auf den zentralen Plätzen fanden Unterhaltungsprogramme und ein Musikprogramm statt. Hinterher waren die Nachtschwärmer in den Clubs und Bars im Viertel unterwegs. Nach der Corona-Pandemie wollte man dieses Flair wiederhaben – nur wie konnte dies gelingen, ohne sich finanziell zu ruinieren?
Dem Viertel wieder ein Gesicht geben
Dass es nach den pandemiebedingten Ausfällen 2020/21 und der endgültigen Absage 2022 von neuem Pläne für 2023 gab, ist der Verdienst jener Menschen, die in dem Viertel leben. So organisierte die Frankfurter Eventagentur The Hinge am 31. März 2023 Bahnhofsviertel at Night. Man wollte wieder zurück zum ursprünglichen Stadtteilfest und traute sich zu, dies in Eigenregie zu stemmen. Sehr bald war klar, dass es kein Party-Event für Zehntausende werden würde, sondern man den einstigen Indoor-Charakter wiederbeleben wollte. Ein neues Stadtteilfest sollte die rund 3.700 Anwohner*innen und 23.000 Berufstätigen im Viertel wieder miteinander verbinden und dabei identitätsstiftend wirken.
Der Gewerbeverein Treffpunkt Bahnhofsviertel e.V. und der Wiesenhüttenplatz e.V. integrierten das Event in ihre ganzjährig angelegte Kampagne Auf ins Viertel – Fertig – Los! Somit war der Name OPEN VIERTEL schnell gefunden. Beide Vereine engagieren sich schon seit Jahren für das besondere stadtteilbezogene Gemeinschaftsgefühl, woraus die Marke AUF INS VIERTEL! erwuchs. Unter diesem Label entwickelte und verwirklichte der Gewerbeverein bislang:
- Merchandise-Produkte im selbstgestalteten Auf ins Viertel!-Design
- die Web-Applikation viertel.app
- einen auf der Kaiserstraße eröffneten Pop-up-Store
- eine digitale Schnitzeljagd und einen Weihnachtskalender
- die Silvesternacht in den Clubs
- verschiedene Dialogforen zum Bahnhofsviertel mit Akteuren des Viertels, der Politik und des Regionalrats
- den Flohmarkt auf dem Francois-Mitterand-Platz
OPEN VIERTEL soll keine Ersatzveranstaltung der beendeten Bahnhofsviertelnacht sein, sondern ein zukunftsweisendes, eigenständiges Format. Die Veranstalter*innen nennen es eine „neue, eigenständige Initiative des Gewerbevereins Treffpunkt Bahnhofsviertel e.V. und keine Bahnhofsviertelnacht 2.0„. Die 50 Mitglieder des Vereins wollen das Viertel weiterhin beleben und dessen Image verbessern. Hierfür organisieren, gestalten und kuratieren sie OPEN VIERTEL so, wie sie im Verein schon seit Jahren arbeiten. In ihren Planungen formulieren sie Ziele, die möglichst einfach gehalten sind. So können freiwillige Helfer*innen diese konkret ausführen, ohne sich zu überfordern.
Nach Angaben der Journalistin Sinem Koyuncu vom Journal Frankfurt zeigt sich die Stadt Frankfurt am Main seit Oktober 2022 bereit, weitere Vorhaben des Vereins zu unterstützen. Die Veranstalter*innen erhielten erstmalig 50.000 Euro und die Garantie für Zuschüsse in Höhe von 100.000 Euro für zukünftige Aktionen. Dies zeigt, für wie wertvoll die Stadt Frankfurt die Arbeit der Initiative AUF INS VIERTEL! erachtet. Denn mit dem ersten Eindruck, den Tourist*innen und Reisende vom Bahnhofsviertel gewinnen, steht und fällt der Gesamteindruck der Stadt. Es hat seinen guten Grund, weshalb die Umbauarbeiten rund um den Hauptbahnhof so umfangreich sind. Ein Stadtfest wie OPEN VIERTEL kann dem Charme des Bahnhofsviertels nur zuträglich sein. Dies bekräftigt auch Eduard M. Singer, der Leiter der Stabsstelle Stadtmarketing:
Das Bahnhofsviertel ist das Entrée der Stadt. Der erste Eindruck ist prägend und imagebildend. Bis zu zehn Millionen Touristen besuchen Frankfurt am Main pro Jahr. Ich bin für den Zusammenhalt der Akteure im Bahnhofsviertel und den Schulterschluss mit der Stadt sehr dankbar. Es sind Macher, engagierte Personen voller Herzblut und Leidenschaft für dieses eckige und kantige Viertel.
https://der-frankfurter.de/2023/07/27/wirtschaftsdezernentin-wuest-und-der-gewerbeverein-treffpunkt-bahnhofsviertel-stellen-imagefoerdernde-massnahmen-zur-attraktivierung-des-viertels-vor/
Wie in jeder Großstadt nehmen Ortsfremde in Frankfurts Entrée alle Kontraste und Widersprüche, die das Bahnhofsviertel prägen, unmittelbar wahr. Wirtschaftsdezernat und City- und Stadtteilmarketing möchten aber den Fokus auf die zukunftsweisenden Veränderungen und gefälligen Areale des Viertels richten. Im Vergleich zu den ohnehin höchst unterschiedlichen Frankfurter Stadtteilen, war das Bahnhofsviertel immer schon das schillerndste, quirligste und unberechenbarste. Dort war immer Raum, sich zu entfalten und unbehelligt zu leben. Toleranz und friedvolles Miteinander prägten den gegenseitigen Umgang.
Seit einigen Jahren dominieren die offensichtliche Verelendung drogengebrauchender und wohnsitzloser Menschen, sowie die zunehmende Straßenkriminalität die mediale Berichterstattung. Um dem entgegenzuwirken, unterstützen sich Bürger*innen des Stadtteils, Behörden und Polizei gegenseitig darin, das Viertel lebenswerter zu gestalten.
Die Seele des Viertels – die Community
Für den Erhalt der Community engagieren sich Gewerbetreibende, Anwohner*innen, Institutionen und Kulturschaffende des Viertels. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, dem schleichenden Niedergang des Handels entgegenzuwirken und den Zusammenhalt zu stärken. Sie mögen ihr Viertel, gerade weil es laut, bunt, kreativ, vielfältig und widersprüchlich ist.
Wegweisend dafür ist mit seinem Verständnis und seiner Einsatzbereitschaft der im Jahr 2007 gegründete Gewerbeverein Treffpunkt Bahnhofsviertel e.V. Er verbindet die Interessen der Gewerbetreibenden, Kulturschaffenden, Vereine, Institutionen und Bewohner*innen miteinander. Zu seinen Mitgliedern gehören sowohl mittelständische Unternehmen als auch Großunternehmen. Sein Hauptanliegen ist, den Gewerbestandort Frankfurter Bahnhofsviertel zu fördern und dessen Image zu verbessern. Hierfür entwickelt man gemeinsam ein ganzheitliches und nachhaltiges Marketingkonzept, das das Stadtviertel authentisch abbildet.
Dies ist nur möglich, wenn man sich mit allen Menschen vor Ort vorurteilsfrei austauscht und die Interessen aller Mitglieder gleichwertig sieht. Deshalb arbeiten die Mitglieder mit Hilfe des sogenannten Stakeholder-Dialogs. Mit dieser Verfahrenspraktik wollen sie sich gegenseitig ernst nehmen, sich offen und ehrlich zuhören, miteinander ins Gespräch kommen und Fremdes wertschätzen lernen. Der entstehende Dialog soll dabei nicht von Marketingaspekten beeinflusst werden.
Über den Dialog hinaus entwickeln die Vereinsmitglieder Konzepte für ein authentisches Marketing, das in der ganzen Stadt Frankfurt nachhaltig wirken soll. Deshalb unterstützt die Stadt Frankfurt den Gewerbeverein Treffpunkt Bahnhofsviertel finanziell, damit gemeinsam organisierte Dialogreihen und Veranstaltungen es den Menschen ermöglichen, sich auszutauschen und das Bahnhofsviertel als einen lebenswerteren Ort kennenzulernen.
Sie sollen das Bahnhofsviertel als einen Raum erleben, in dem es sich lohnt zu essen, feiern, arbeiten und einzukaufen. Dafür binden die Vereinsmitglieder die Polizei und die Frankfurter Zivilgesellschaft in ihren Dialog mit ein.
Nazim Alemdar und Alexander Zochowski, die beiden Vorsitzenden des Gewerbevereins betonen, dass durch die Verbindung der Marke AUF INS VIERTEL! und des Events OPEN VIERTEL den Besucher*innen die positiven Seiten des Bahnhofsviertels viel stärker bewusst würden.
Treffpunkt Bahnhofsviertel e.V.
Wiesenhüttenstraße 39
60329 Frankfurt am Main
1. Vorsitzende: Nazim Alemdar (Mobil: +49 177 347 455 1)
2. Vorsitzende: Alexander Zochowski (Mobil: +49 160 968 983 30)
Mail: info@bahnhofsviertel.org
Homepage: https://www.bahnhofsviertel.org/
Gewerbeverein Treffpunkt Bahnhofsviertel – Interessengemeinschaft zur Förderung von Gewerbe, Kultur, Handel, Freiberuflern und privatem Grundbesitz e.V.
Die Bürgerinitiative Die Werkstatt
Seit 22 Jahren gibt es schon die Bürgerinitiative Die Werkstatt. Ihre Mitglieder treffen sich einmal im Monat in den Räumen des Wohnheims Kronenhof und laden Einwohner*innen, Hausbesitzer*innen, Wohnungseigentümer*innen, Mieter*innen, Gewerbetreibende, Angehörige unterschiedlicher Kulturen, Religionen, Parteien, Vereine und Medien zu einer offenen Diskussionsplattform ein. Die Initiative sammelt alle relevanten Informationen und stellt Moderatoren bereit, die für einen sinnvollen Austausch sorgen. Auch Vertreter*innen der Politik, Polizei, sozialer Dienste, Drogeneinrichtungen, Bahnhofsmissionen, der Teestube Jona und des Stadtplanungsamtes nehmen daran teil. Dadurch können wertvolle Diskussionsergebnisse in die Berichterstattung, Stadtplanung und in politische Entscheidungsprozesse einfließen.
Die Bürgerinitiative orientiert sich am friedvollen und lebendigen Miteinander, vermittelt in Konfliktsituationen, organisiert und beteiligt sich an Veranstaltungen wie beispielsweise dem Kaiserstraßenfest und dem Geburtstag des Hauptbahnhofs im August.
Oskar Mahler und das Hammer Museum
Diese Vision teilt seit Jahrzehnten auch der Bildhauer, Autor, Handwerker und Schöpfer des Frankfurter Hammermuseums Oskar Mahler. Bis März 2019 befand sich das Hammermuseum in der Zwischenebene der Schuhmacherei Lenz in der Münchener Straße. Im Laufe der Zeit beanspruchten die bisweilen tonnenschweren Exponate die Statik der eingebauten Zwischenebene in hohem Maße. Auch war der Zugang über eine kleine Wendeltreppe nicht barrierefrei. Besonders in den Bahnhofsviertelnächten wurde dies zunehmend zu einem Problem. Überdies benötigten die Besitzer die in der Zwischenebene gelegene Besucher-Toilette für ihre weiblichen Auszubildenden. Seitdem sucht Mahler einen neuen Standort für das Museum.
Oskar Mahler kennt das Viertel wie seine Westentasche. Als selbsternannter Stadtteilchronist bietet er Veranstaltungen an, die auch den besonderen Gemeinschaftssinn thematisieren:
- Führung 1: Das Bahnhofsviertel als Ort des Fortschritts
- Führung 2: Making Heimat – Making Friends
- Führung 3: Drei Oskars für das Bahnhofsviertel
Kontakt:
Werkstatt Bahnhofsviertel
Oskar Mahler
Niddastraße 64
60329 Frankfurt am Main
069 37560-402
mail(at)oskarmahler.de
Homepage: Frankfurt Bahnhofsviertel Der Stadtteil, der Frankfurt zur Metropole macht
Führungen von Oskar Mahler
Ulrich Mattners nackte Wahrheit
Ein gutes Auge für das Viertel hat der Journalist, Fotograf und Buchautor Ulrich Mattner. Seit zwölf Jahren veranstaltet er Touren durch das Frankfurter Bahnhofsviertel. Unumwunden zeigt er Frankfurts nackte Wahrheit abseits aller Klischees, die man mit dem Rotlichtviertel verbindet. So trifft man während seiner Führungen Sexarbeiter*innen und andere Menschen, die in den Laufhäusern und Table-Dance-Clubs arbeiten und Fragen zu ihrem Alltag oder ihrer Motivation, diese Tätigkeit auszuüben, beantworten.
Mattners Ausstellungen, Bildbände und Fotoprojekte zeigen, wie das Bahnhofsviertel mit seinem Ruf als „Problemviertel“ und „heißes Pflaster“ ringt. Als in den 1970er- und 1980er-Jahren Gründerzeitbauten abgerissen und durch anonyme Bürogebäude ersetzt wurden, verschärften sich die sozialen Kontraste. So bleibt die Gegend zwischen Bankenviertel, Messegelände und Museumsufer bis heute im Fokus befremdlicher Blicke aus Neugier und Scham. In Mattners Projekten geht es um das „Schauen, Beschautwerden und Sichzeigen“ in einem Stadtviertel, das niemanden unberührt lässt.
Kontakt:
Ulrich Mattner
Münchener Straße 33
60329 Frankfurt am Main
Telefon: 069-42696611
Fax: 069-42696612
E-Mail: um@umattner.de
Homepage: https://umattner.de/
Ulrich Mattner: SchauLust.
Henrich-Verlag, August 2019, 1. Auflage ,116 Seiten,
ISBN: 978-3-96320-021-2, Broschur, 12,00 €
So geht es auch in Mattners Buch SchauLust um den Bahnhof als einen Raum der offenen und verborgenen Blicke, wenn Besucher*innen und Pendler*innen in den belebten Straßen auf arme, obdachlose und drogenabhängige Menschen treffen, und solche, die sich prostituieren.
Bahnhofsviertel Classics von Laurent Weibel
Seit er im Bahnhofsviertel lebt, begeistert sich Violonist Laurent Weibel für den Frankfurter Stadtteil. Als Gründer und Organisator des im Jahr 2013 ins Leben gerufenen Projektes Bahnhofsviertel Classics möchte er zu dessen Vielfalt beitragen. Unter dem Signum Brahms. Beethoven. Bahnhofsviertel. bieten zahlreiche Musiker*innen Reisenden im Hauptbahnhof entweder an den Gleisen oder vor S-Bahn- Werkstätten Konzerte dar. Die Bahnhofsviertel Classics möchten es Musikinteressierten, ungeachtet von Alter oder Nationalität, ermöglichen, zwanglos und unkonventionell mit klassischer Musik von Johann Sebastian Bach bis Steve Reich in Kontakt zu kommen. Dazu gehört auch eine eigens dem Viertel gewidmete Kammermusikreihe.
Unabhängig vom Konzertplatz ist die Teilnahme immer kostenfrei. Inbegriffen sind die Geschichten, Erläuterungen und Anekdoten, die jede Komposition einleiten. Die in einem klassischen Konzert üblichen Rituale spielen dabei ausdrücklich keine Rolle. Wobei es von Zeit zu Zeit durchaus auch einmal das Historische Logenhaus zur Einigkeit sein darf.
Der Vereinsring Bahnhofs- und Gutleutviertel e.V.
Indes fallen Solidarität und Zusammenhalt nicht vom Himmel, sondern bedürfen ständiger Aufmerksamkeit und Zusammenarbeit. Gerade jene Menschen, die auf der Schattenseite des Viertels leben, brauchen die Solidarität jener, die helfen können. Dem hat sich der Vereinsring Bahnhofs- u. Gutleutviertel e.V. verschrieben.
Um die soziale Arbeit der Vereine besser abzubilden, arbeiten die Vereine des Stadtteils zusammen und haben sich zum Vereinsring Bahnhofs- u. Gutleutviertel e.V. zusammengeschlossen. Das sind:
- Förderverein Bahnhofs- und Gutleutviertel e.V.
- Gewerbeverein Treffpunkt Bahnhofsviertel e.V.:
- LMS Hessen e.V.
- Projektgruppe Bahnhofsviertel e.V.
- Doña Carmen e.V.
- Verein Frankfurter Bahnhofsviertelchor
Kontakt:
Vereinsring Bahnhofs- u. Gutleutviertel e.V.
Gisela Paul, Präsidentin
c/o Rechtsanwälte Bauer & Kollegen
Kaiserstraße 47
60329 Frankfurt am Main
Die Mitglieder des Vereinsrings sind sehr gut miteinander vernetzt und entwickeln gemeinsam eine vereinte Medienpolitik. Vor allem wollen sie der Stadtregierung und den Medien gegenüber vereinsübergreifende Interessen geschlossen vertreten. Zudem arbeiten die Mitglieder gemeinsam an Werbeaktionen und organisieren Feste, wie das Kaiserstraßenfest oder den Geburtstag des Hauptbahnhofes.
Die Schattenseiten und Zeichen von Solidarität
Für Menschen, die sich entschieden haben, im Bahnhofsviertel zu leben und zu wirken, sind sachbezogenes Engagement, Solidarität und Zusammenhalt keine leeren Worthülsen, sondern täglich notwendige Praxis. Man schreibt sich keine hohlen Phrasen auf die Fahnen, sondern versucht, sich gegenseitig zu unterstützen, wann immer Hilfe notwendig ist – beispielsweise im Jahr 2018, als neue Hauseigentümer des Gebäudes in der Pforzheimer Straße 17 die Grundsanierung mit drastischen Mitteln durchsetzen wollten. Sie griffen zu harten Einschüchterungsversuchen, um jene Mieter zu vertreiben, die noch im Haus wohnten. Dies betraf auch die Teestube Jona. So wurden neben anderen Schikanen die Stromleitungen durchgeschnitten, der Hauptwasserhahn zugedreht und der Zugang zum selbigen versperrt. Ohne Strom, Heizung und Wasser hielten die Mitarbeiter*innen den Tagesbetrieb bei Kerzenschein trotzdem aufrecht. Der Gewerbeverein Treffpunkt Bahnhofsviertel e.V. war zur Stelle, als Not am Mann war. Dieter Maurer, der langjährige Vorstand der gemeinnützigen Frankfurter Projektgruppe Bahnhofsviertel e.V., erinnert sich daran:
Es gibt natürlich auch schöne Zeichen von Solidarität. Vor einigen Wochen stellte Nazim Alemdar, Besitzer des Yok-Yok-Kiosks in der Münchener Straße ungefragt eine Palette Wasserflaschen vor der Teestube ab. „Das hat uns wirklich gefreut“, sagt Leiterin Nadine Müller. Denn ohne Wasser aus Flaschen wäre der Betrieb gar nicht mehr möglich. Die Koch-AG und die Kreativ-AG müssen jedenfalls seit einigen Monaten entfallen, dennoch hält die Teestube ihre Öffnungszeiten ein, bietet auch nach wie vor Spieleabende für die obdachlosen Menschen an. „Seit über 30 Jahren sind wir an diesem Ort – es ist für viele Leute ein Stück Heimat“, sagt Dieter Maurer.
Nils Bremer: https://www.journal-frankfurt.de/journal_news/Gesellschaft-2/Gentrifizierung-mit-Gewalt-bei-Teestube-Jona-Drohungen-gegen-Sozialarbeiter-Mieter-muessen-sich-Wasser-aus-dem-Main-holen-31374.html
Weitere Informationen
Verwendete Quellen:
- Carsten Hauptmeier: Ein Viertel von Welt. Zeit Online, 20.09.2016, URL: https://www.zeit.de/entdecken/reisen/merian/frankfurt-bahnhofsviertel-hipster-multi-kulti
- Madlen Trefzer: Zwischen Hochhäusern und Drogenkranken: Diese Party steigt im Frankfurter Bahnhofsviertel. t-online, 15.08.2023, URL: https://www.t-online.de/region/frankfurt-am-main/id_100238846/bahnhofsviertel-in-frankfurt-grosse-party-am-wochenende-im-drogenviertel.html
- „Open Viertel“: Mehr als Drogen und Gewalt im Frankfurter Bahnhofsviertel, Frankfurter Neue Presse, 12.09.2023, URL: https://www.fr.de/frankfurt/mehr-als-drogen-und-gewalt-im-frankfurter-bahnhofsviertel-92511685.html
- Matthias Trautsch: Kultkiosk umgezogen: Yok Yok klebt nun gegenüber vom Frankfurter Hauptbahnhof. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.08.2023, URL: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/kiosk-yok-yok-in-frankfurt-nun-gegenueber-vom-hauptbahnhof-19134130.html
- Sinem Koyuncu: Bahnhofsviertelnacht findet so nicht mehr statt. Journal Frankfurt
26. Juli 2023, URL: https://www.journal-frankfurt.de/journal_news/Stadtleben-2/Abgesagt-Stadt-Bahnhofsviertelnacht-findet-so-nicht-mehr-statt-41087.html - Yağmur Ekim Çay: 550 Meter Zuhause im Frankfurter Bahnhofsviertel. Frankfurter Rundschau, 14.11.2022, URL: https://www.fr.de/frankfurt/550-meter-zuhause-im-frankfurter-bahnhofsviertel-91915990.html
Kontakt:
- Plattform „AUF INS VIERTEL!“
- Treffpunkt Bahnhofsviertel e. V.
Münchener Straße 32
60329 Frankfurt am Main
Mobil: 0160 96898330
E-Mail: info@bahnhofsviertel.org