Goldene Zeiten? Eine aktuelle kulturhistorische Betrachtung der Niederlande zur Zeit Rembrandts wird derzeit im Städel Museum präsentiert. Einmalig sind hierbei die großformatigen Gruppenbilder der Ausstellung, die bisher in Deutschland noch nie zu sehen waren. Diese Gemälde repräsentieren das selbstbewusste, reiche Bürgertum Amsterdams und bieten wertvolle historische Einblicke in die damalige Gesellschaft.
Das 17. Jahrhundert stellt ein goldenes Zeitalter für die Niederlande dar. Wirtschaft und Handel florieren, und die niederländischen Kunst stand in ihrer Blütezeit. Sie bleibt bis heute kulturgeschichtlich einzigartig.
Zu Hochzeiten schufen in einem Jahr in den Niederlanden um die 700 Maler und einige wenige Malerinnen etwa 70.000 Gemälde. Ermöglicht wurde diese Blüte der Kunst und Kultur durch einen wirtschaftlichen Aufschwung dank Handel und Seefahrt. Dies schuf ein starkes Bürgertum in den Städten. Die Amsterdamer Börse wurde dabei ein bedeutender Finanzumschlagplatz.
Bezahlt wurde dieser Aufschwung zum großen Teil mit dem Blut anderer Völker: wie im Falle der Niederländischen Ostindien-Kompanie, die in Asien Aufstände niedergeschlagen hat. Des Weiteren der Westindischen Kompanie, die eine entscheidende Rolle im brutalen Sklavenhandel zwischen Afrika und Amerika gespielt hatte.
Neben all dem Reichtum, waren folglich auch Armut und Krankheit in einer so rapide wachsenden Stadt wie Amsterdam Teil des Stadtbildes. Im herrschenden Calvinismus fiel die soziale Fürsorgepflicht der katholischen Kirche weg. Sie wurde mit der Zeit eine städtische Aufgabe und eine Gelegenheit, sich selbst in Gemälden als Wohltäter darzustellen.
„Mit dieser Ausstellung bringen wir Rembrandts Amsterdam ins Städel Museum. Wir werfen einen ungeschönten Blick auf die Amsterdamer Wirklichkeit im 17. Jahrhundert und nehmen Bezug zur aktuellen Diskussion um eine Neubewertung des ‚Goldenen Zeitalters‘ in den Niederlanden. In den Meisterwerken Rembrandts und seiner berühmten Zeitgenossen zeigt sich eine
Stadt im Umbruch, gekennzeichnet durch tiefgreifende ökonomische und gesellschaftliche Veränderungen.“(Philipp Demandt, Direktor, Städel Museum)
Die Ausstellung zeigt 100 Gemälde, Skulpturen, Druckgrafiken und kulturhistorisch relevante Gebrauchsgegenstände; Leihgaben aus Museen in Antwerpen, Amsterdam, New York und Warschau. Ergänzend dazu werden Gemälde Rembrandts und seiner Zeitgenossen, die aus der eigenen Sammlung des Städels stammen, präsentiert. Die informativen Wandtexte (hier schon im Voraus lesbar) ordnen das Gezeigte kulturhistorisch ein. Die Ausstellung läuft vom 27.11.2024 bis 23.3.2025.
Städel Museum
Schaumainkai 63
60596 Frankfurt am Main
Kontaktinformationen
Öffnungszeiten: Di – So von 10:00 – 18:00 Uhr, Do bis 21:00. Montag geschlossen
Eintrittspreise: 18€ (16€ ermäßigt; 1€ Frankfurt-Pass, Kulturpass oder Geflüchtet; frei für KUFTI, U12, weitere Details)
Barrierefreiheit: gegeben für Bewegungseingeschränkte (außer Städel Dach)
Autor/in: paw