In Liebfrauen und im Franziskustreff finden Wohnsitzlose einen Ort, an dem sie vorbehaltlos wertgeschätzt werden. Seit 1992 erhalten arme und obdachlose Menschen dort täglich und an kirchlichen Feiertagen ein gesundes und preiswertes Frühstück und fachliche Sozialberatung. Jedes Jahr an Allerheiligen am 02. November findet in der Liebfrauenkirche ein ökumenische Gottesdienst für verstorbene Obdachlose statt, der zeigt, dass die Erinnerung an diese über deren Tod hinaus lebendig bleibt.
An Allerseelen gedenken dort in der Abendmesse gläubige Christen aus aller Welt ihren verstorbenen Freunden und Familienmitgliedern, deren Gräber sie nicht besuchen können. Zudem entzünden sie dann auch eine Kerze für „die Toten der Welt, besonders für all jene, die im Krieg getötet wurden“, wie es in der Einladung zum Internationalen Totengedenken heißt.
Bereits in der Mittagsmesse findet auch dieses Jahr wieder der ökumenische Gottesdienst für verstorbene Menschen statt, die als Obdachlose und/oder Drogenabhängige in Frankfurt gelebt haben. Viele von ihnen wurden anonym bestattet. Einige verbrachten ihre letzten Stunden im Krankenhaus, doch etliche wurden in ihrer Wohnung oder irgendwo draußen aufgefunden. Nur wenige konnten und können mit Hilfe der Frankfurter Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe und Drogenhilfe von der Straße in eine Wohnung ziehen und in einem Ehrenamt Sinn und Halt finden.
Reiner Timm verstarb im April 2022. Im Jahr 2008 ermöglichte Bruder Wendelin ihm und drei Kollegen, in Liebfrauen die Tätigkeit rund um die Opferkerzen zu verrichten. Insbesonders betraf dies den Ort der Stille im Innenhof des öffentlich zugänglichen Klosterhofs von Liebfrauen. Den Opferstöcken vor der Anbetungskapelle und dem Innenraum der Liebfrauenkirche galt stets seine volle Aufmerksamkeit.
Zuvor lebte er jahrelang auf der Straße und war Gast im Franziskustreff. Im Jahr 2012 zogen er und seine drei Kollegen in eine vom Franziskustreff bereitgestellte Wohnung um. Im Jahr 2017 wechselte er in ein Seniorenheim und widmete sich fortan dem Schiffsmodellbau. In einem Nachruf haben alle Ordensbrüder, Mitarbeiter*innen von Liebfrauen und Freunde von Reiner Timm Abschied genommen. Deren Worte spiegeln die hohe Wertschätzung für den ehrenamtlichen Mitarbeiter und Menschen wider.
„Die Kapuziner, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Liebfrauen und dem Franziskustreff und viele Freunde verabschieden sich in Achtung und Trauer von Reiner.
– Liebfrauen net: Heimat gefunden in Liebfrauen
Gott gebe ihm Frieden und Leben in Fülle.“
„Für eine Stunde wird am 2. November die Liebfrauenkirche um 12 Uhr ein Ort, der jene würdigt, die obdachlos und/oder drogenabhängig in Frankfurt verstorben sind.
– Ökumenische Gedenkfeier für verstorbene Mitmenschen ohne festen Wohnsitz und Drogentote
Manchmal im Krankenhaus verstorben, oft jedoch aufgefunden in ihrer Wohnung oder am Straßenrand, werden sie meistens anonym bestattet.
Die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe und der Drogenhilfe laden ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, mit den Freunden und Bekannten der Verstorbenen zu trauern und ihrer ehrenvoll zu gedenken.
In einer ökumenischen Gedenkfeier werden Bruder Michael Wies und Pfr. Olaf Lewerenz mit haupt- und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in der Obdachlosen- und Drogenarbeit zu Gebet und stillem Gruß einladen. Dabei werden auch die Namen mit dem Lebensalter verlesen, und für jeden wird von den Besuchern der Feier eine Kerze entzündet.“
Ökumenischer Gottesdienst
für verstorbene wohnsitzlose Menschen
Wo:
Liebfrauenkirche
Wann:
02.11.2023 Allerseelen
12:00 Uhr Mittagsmesse
1 Stunde
Kontakt:
Liebfrauen – Kirche und Kloster mitten in der Stadt
Schärfengäßchen 3
60311 Frankfurt am Main
Tel.: 069 – 29 72 96 – 0
Fax: 069 – 29 72 96 – 20
E-Mail: info@liebfrauen.net
Gemeinsam mit der benachbarten evangelisch-lutherischen St. Katharinengemeinde wirken auch haupt- und ehrenamtliche Helfer*innen in der Obdachlosen- und Drogenarbeit in der ökumenischen Gedenkstunde mit. Es werden die Namen mit dem Lebensalter verlesen und für jede Person wird eine Kerze entzündet. In vielen deutschen Städten erinnern Drogenhilfeeinrichtungen immer am 21. Juli an die unbekannten, namenlosen Menschen, die am Drogengebrauch verstorben sind. Am Internationalen Gedenktag für verstorbene drogengebrauchende Menschen erhalten Angehörige und Freunde Raum, die Verstorbenen zu würdigen. Ihrer Trauer verleihen sie Ausdruck, indem sie an öffentlichen Orten weiße Rosen auslegen. Auch kirchliche Träger, wie beispielsweise das Regionale Diakonische Werk Hanau-Main-Kinzig oder das Bistum Regensburg, unterstützten die Aktionen am Internationalen Gedenktag für verstorbene drogengebrauchende Menschen.
Mit seinem Namen und der ihm gewidmeten Kerze steht der 2022 verstorbene Reiner Timm stellvertretend für auch alle Namenlosen. Ihn zu würdigen, bedeutet für die Glaubensgemeinschaft in Liebfrauen, zugleich alle Unbekannten zu ehren. So lassen diejenigen, die namentlich genannt werden und denen in der Gedenkstunde in Liebfrauen eine Kerze leuchtet, die vielen anonymen Verstorbenen am ‚immerwährenden Licht‘ teilhaben.
In der römisch-katholischen Kirche erinnern Priester und Gläubige in Andachten, Fürbitten, der Eucharistiefeier und jedem Gebet ganzjährig immer an die Verstorbenen. Allerseelen stellt dieses Gedenken in den Mittelpunkt. Gräber werden mit Blumen, immergrünen Zweigen und Ewigen Lichtern geschmückt. Denn diese sollen, dem christlichen Glaubensverständnis zufolge, die Seelen der Verstorbenen unterstützen, den Weg zu Gott zu finden. Dem christlichen Glauben gemäß sind Friedhofsgänge, Gebete, Fürbitten, Almosen und die Eucharistiefeier an diesem Tag eigens für die Verstorbenen. Priester segnen die Verstorbenen dann auch direkt an ihren Gräbern.